Brett-/Kartenspiel,  Reviews

Review: Heart of Crown – Der Prinzessinnen-Deckbuilder

Was passiert, wenn man klassisches Deckbuilding ala Dominion mit Manga-Artworks, Prinzessinen und ein wenig mehr Regeln kombiniert? Dann kommt ganz sicher Heart of Crown dabei heraus.

Dieses Spiel wurde privat angeschafft. Der Nachfolger, Heart of Crown – Fairy Garden, gehört zu unserem Fundus an Spielen, welche wir auf Events supporten.

Thematik

In einer brutalen Zeit, geprägt vom Schwert und von Zauberei, gab es ein Imperium, welches das Land vereinte. Dessen Imperator, Hellard, wurde jedoch krank und starb – ohne einen Nachfolger benannt zu haben.

Er hatte keinen Söhne, wohl aber einige Töchter, die allesamt mögliche Nachfolgerinnen für den Thron sind. Unsere Aufgabe wird es nun sein, uns im Verlauf für eine der Prinzessinnen zu entscheiden, und ihr zur Krönung zu verhelfen.

Spielmaterial

Das Material macht einen ausgezeichneten Eindruck. Der stabile Karton ist kleiner als die Standard-Brettspiel-Kartons, ist aber völlig ausreichend für den Inhalt – und die beiden Erweiterungen die es zum Spiel gibt. Die Marker aus stabiler Pappe sind in ausreichender Anzahl vorhanden, inklusive Marker für die Erweiterungen.

Im laufendem Spiel

Im Mittelpunkt eines Deckbuildings stehen aber natürlich die Karten. Heart of Crown beinhaltet 300 Spielkarten in Standard-Poker-/Sammelkarten-Größe. Schönerweise sind auch Kartentrenner und Zufallskarten enthalten – so fällt das Sortieren leicht, und zufällige Kartensets sind ebenso leicht ausgewählt.

Die Karten unterteilen sich in Basis- und Startkarten (142 insgesamt), 6 Prinzessinnen-Karten, 2 seltene Karten und 150 Common-Karten (30 verschiedene in fünffacher Ausfertigung). Die Karten sind allesamt stimmig illustriert. Bis auf sehr wenige Ausnahmen beinhalten die Karten keine sexuell aufgeladenen Artworks.

Spielablauf

Aufbau

Jeder der bis vier Spieler erhält 7 Farming Villages (geben beim Ausspielen jeweils 1 Gold) und 3 Apprentice Maids (welche vor allem das Deck verstopfen). Auf den ersten Blick wirkt diese Zusammenstellung wie beim bekannten Dominion – abgesehen davon, dass die Punktekarte Apprentice Maid negative Siegpunkte aufgedruckt hat.

Der Marktplatz beinhaltet zwei weitere Goldkarten (die hier Territory Cards heißen und das Land unter der eigenen Kontrolle repräsentieren) – die City bringt beim Ausspielen zwei Gold, die Large City drei. Außerdem gibt es im Basismarkt drei Siegpunktekarten: Royal Maid (2), Senator (3) und Duke (6) – diese spiegeln einflussreiche Persönlichkeiten wider. Auch dieser Aufbau entspricht dem von Dominion.

Start- und Basiskarten:

Obere Reihe: Gebiets-(Gold-)Karten. Links das Farming Village, eine der Startkarten.
Untere Reihe: Siegpunktekarten. Links die Aprrentice Maid, die ebenfalls zu unseren Startkarten gehört.

Der Aufbau des restlichen Marktplatzes unterscheidet sich vom Klassiker Dominion. Dieser wird auch aus 10 unterschiedlichen Karten zusammengestellt, allerdings werden diese zusammengemischt. Dann werden solange Karten aufgedeckt, bis acht unterschiedliche auslegen. Wenn am Ende eines Spielerzuges weniger als acht unterschiedliche ausliegen, werden erneut solange Karten nachgezogen und ausgelegt, bis wir wieder acht verschiedene im Markt liegen haben.

An den Rand werden zudem die Prinzessinnen gelegt – diese sind ein zentrales Spielelement, wie wir noch feststellen werden.

Spielerzug

Generell

In der Hauptphase spielt man seine Karten aus, indem man sie nach und nach auslegt. Im Gegensatz zu Dominion werden auch die Karten, die Gold gewähren, hier bereits gespielt. Allerdings sollte man auf die aufgedruckten Pfeile achten: Nur nach einer Karte mit Pfeil kann eine weitere gespielt werden. Einige Karten besitzen zwei Pfeile, während andere keine besitzen – die Reihenfolge ist daher wichtig, und will auch beim Einkaufen bedacht werden.

In der sogenannten Zweiten Phase werden wir üblicherweise einkaufen. Im Gegensatz zu Dominion haben wir dabei beliebig viele Käufe – solange wir das benötigte Kleingeld haben. Die gekauften Karten werden auf den eigenen Ablagestapel gelegt, wo nach der Zweiten Phase beim Aufräumen auch alle gespielten Karten sowie jene die wir noch auf der Hand halten landen.

Zuletzt ziehen wir fünf neue Karten von unserem Nachziehstapel – sobald dieser leer ist, wird unser Ablagestapel gemischt und wird unser neuer Nachziehstapel.

Beispielhafte Spielkarten:

Obere Reihe: Aktionskarten. Links mit zwei Pfeilen (unten und rechts), rechts ohne Pfeile.
Untere Reihe, von links nach rechts: Eine Angriffskarte, eine Verteidigungskarte, eine Prinzessin.
Generell: Die Kosten einer Karte stehen links oben.

Prinzessinnen

In der Zweiten Phase können wir, anstelle einzukaufen, auch eine Prinzessin unterstützen. Hierzu benötigen wir sechs Gold, und dürfen uns aus den (noch) vorhandenen Prinzessinnen eine aussuchen. Jede bringt dabei eigene Boni mit – zum Beispiel sechs Siegpunkte, dauerhaft günstiger Einkaufen oder Extrazüge. Die Prinzessin wandert in den eigenen Spielbereich, wo sie nun für den Rest des Spiels ausliegt. Außerdem werden die drei teuersten Gebiets-(Gold-)Karten ebenfalls dort ausgelegt – sie bilden nun den Herrschaftsbereich unserer Prinzessin.

Übrigens: Man kann natürlich nur eine Prinzessin unterstützen.

Sobald wir eine Prinzessin unterstützen, haben wir neue Spieloptionen. Pro Runde können wir nun eine Aktionskarte von der Hand auf eine der drei Gebietskarten auslegen – um sie in einem anderen Zug wieder auf die Hand zu nehmen. Allerdings darf die Aktionskarte nur maximal soviel kosten, wie die Gebietskarte auf die wir sie legen wollen. Wer dort also nur Farming Villages (Startkarten) liegen hat, kann diese Möglichkeit entsprechend nicht nutzen (aufgedruckte Kosten von 1 – die günstigsten Aktionskarten kosten 2).

Anstelle im Markt einzukaufen, können wir uns nun auch dafür entscheiden, beliebig viele Siegpunktekarten in den Herrschaftsbereich legen. Der Vorteil ist klar: Die ansonsten unnützen Karten verstopfen nicht mehr unser Deck. Noch wichtiger ist jedoch, dass nur dort liegende Karten auch als Siegpunkte gezählt werden.

Spielende

Sobald jemand 20 oder mehr Siegpunkte erreicht hat, kann man eine Krönungszeremonie ausrufen. Alle anderen Spieler haben dann noch einen Zug, um ebenfalls auch 20+ Siegpunkte zu kommen – andernfalls ist die Krönung erfolgreich und das Spiel endet.

Haben zwei oder mehr Spieler die benötigte Anzahl von Siegpunkten erreicht, spielen diese (und nur diese!) weiter, bis jemand 30+ Siegunkte hat – das Spiel endet dann sofort. Alternativ kann man auch einfach spielen, bis man 30+ Siegpunkte zusammen hat, ohne eine Krönung auszurufen – auch in diesem Fall endet das Spiel sofort.

Besonderheiten/Taktik

Wie bei allen Deckbuilding-Games ergibt sich durch die Zusammenstellung des Marktplatzes ein nahezu immer neues Spiel. Der Schlüssel zum Sieg ist üblicherweise darin gelegen, ein spielstarkes Deck zu bauen. Durch die eingeschränktere, zufälligere Auswahl an Karten gegenüber anderen Spielen des Genres muss man noch mehr Improvisieren – der Glücksfaktor erhöht sich dadurch etwas, andererseits wird so weniger planbare Spiel auch ein wenig anspruchsvoller.

Die Auslage im laufenden Spiel

Neben Aktionskarten gibt es auch Angriffskarten und Verteidigungskarten. Generell bringen die Karten üblicherweise eigene Regeln und Effekte mit sich, die zum Teil auch Basisregeln überschreiben.

Ähnlich wie zum Beispiel bei Dominion gibt es einige Karten, deren Kosten-/Nutzen-Verhältnis besser ist als bei anderen. Außerdem führt ein stärkerer Fokus auf Goldkarten hier eher zum Erfolg als bei Dominion.

Durch die Mechanik mit den Prinzessinnen wird dem klassischen Deckbuilding im Dominion-Stil ein spannendes neues Element hinzugefügt, was auch das Alleinstellungsmerkmal von Heart of Crown darstellt. Durch das Abwägen, ob man lieber frühzeitig eine Prinzessin unterstützt (mit Farming Villages, die auch negative Siegpunkte mit sich bringen), dafür aber mehr Auswahl hat und ihre Effekte früher nutzen kann – oder lieber wartet, und dafür häufiger Karten für spätere Züge beiseite legen kann – kommt so auch ein relevantes taktisches Element hinzu.

Daten & Sonstiges

Daten gemäß Angaben des Herausgebers:

  • Verlag: Japanime Games und FlipFlops
  • Autor: ginkgo
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Englisch
  • Spieleranzahl: 2 – 4
  • Alter: 12+
  • Spieldauer: 30 – 60 min
  • Preis: 49,95 USD

Die ursprüngliche japanische Ausgabe erschien bereits 2011.

Zusätzlich zum Grundspiel gibt es zwei Erweiterungen: Northern Enchantress und Far East Territory. Diese kosten jeweils 19,95 USD und beinhalten 13 beziehungsweise 12 neue Aktionskarten (wie üblich jeweils in fünffacher Ausfertigung) und eine neue Prinzessin.

Im Dezember 2017 erschien auf Steam eine digitale Umsetzung.

Obwohl das Spiel mittels Kickstarter finanziert wurde, gibt es keine exklusives, rares Spielmaterial wie bei anderen Crowdfundings. Lediglich allgemeine Verbesserungen und nicht-spielerrelevantes Material wie Alternate Art-Karten wurden über die Stretch Goals finanziert.

Im Shop des Herstellers gibt es zudem diverse Extras wie Spielmatten, Aufsteller, Metallpins und Foil-Karten zu erwerben.

Fazit

Heart of Crown basiert offenkundig auf Dominion und hat viel damit gemeinsam. Schönerweise ergänzt es mit den Prinzessinnen eine interessante, zusätzliche Komponente, die sich wunderbar einfügt.

Das hochwertige Spielmaterial bietet genügend Umfang, um einige Abwechslung und einen hohen Wiederspielwert zu ermöglichen.

So lohnt sich das Spiel sowohl für Fans von Deckbuilding, als auch von jenen, die schön illustrierte Spiele mögen.

Titel- und Produktbild: Japanime Games
Fotografien: Team Fresssack