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SPIEL ’21 – wie war das Comeback? Unser Eindruck

Endlich wieder SPIEL als Präsenzmesse – aber hat es sich gelohnt? Stefan blickt zurück auf die 2021er-Ausgabe der größten Spielemesse der Welt.

Als die Meldung kam, dass die Spiel dieses Jahr stattfindet, machte sich bei mir ein Gefühl zwischen Euphorie und Bedrücktheit breit. Fragen, die sich in meinem Kopf drehten, waren wer kommt, was gibt es Neues, wie sind die Konzepte und findet die Spiel wirklich statt oder wird sie noch kurz vorher abgesagt?

Dann aber die Aussage das die SPIEL definitiv stattfindet. Aber es folgte der zweite Schock – die Eintrittspreise. Die Tageskarte für Erwachsene sollte 20 EUR kosten, für Kinder zwischen 4-13 Jahre 11,50 EUR. Dazu kommen noch 2,00 EUR Servicegebühr je Karte. Also kostete die Eintrittkarte für einen Tag 22,00 EUR  und Kinder 13,50 EUR. Die Möglichkeit einer Dauerkarte gab es dieses Jahr nicht.

Wenn man dagegen die Eintrittspreise von 2019 betrachtet, wo die Tageskarte für Erwachsene 15,00 EUR, für Kinder 8,00 EUR und eine Dauerkarte für Erwachsene 27,00 EUR gekostet hat, ist das schon eine immense Preissteigerung – für jene, die alle vier Tage gingen, um satte 225%.

Corona und die Auswirkungen

Natürlich gab es ein Covid-Konzept. Maskenpflicht in den Hallen, Desinfektionsspender an den Ständen und in den Zwischengängen, Vermeidung von Menschentrauben und beinahe die Nachverfolgung von Kontakten an allen Spieltischen (wurde zur Erleichterung der Händler kurz vor Beginn der Messe aufgehoben). Zudem wurde beim Betreten der Messe auf 3G kontrolliert. Als letzter Punkt sollten noch die Gänge zwischen den Ständen breiter sein, als auch Mindestabstände zwischen den Spieltischen bzw. von Stuhl zu Stuhl vorgegeben.

Corona als Spielthema, z.B. bei Corona – mit Eifer ins Geschäft

Die mittlerweile übliche Abstandsregel von 1,50m gab es nur in Wartezonen und als Voraussetzung zur Abnahme der Masken auf den Freigeländen. In den Hallen wäre an vielen Stellen der Abstand auch nicht möglich gewesen, trotz Begrenzung auf 30.000 Besuchende je Tag. Während einige Hallen spürbar leerer waren und man sich entspannt bewegen konnte, gab es andere Bereiche wo man kaum durch die Gänge kam oder in Menschentrauben landete, wo es zeitweise weder Vor noch Zurück ging.

Bereits einige Zeit vor der Messe trudelten die ersten Absagen rein. Als Asmodee Deutschland absagte, war ich überrascht bis geschockt, da diese gefühlt immer eine Ganze Halle alleine belegen konnte. Doch als der Messeguide online veröffentlicht wurde fehlten doch noch einige weitere bekannte Gesichter. Vor allem im Miniaturenbereich fielen fehlende Namen wie Games Workshop, Corvus Belli oder auch Gala Force 9 auf. Auch in anderen Bereichen fehlten so manche, wie unsere langjährigen befreundeten Verlage wie Ankama und Board Game Box. Auch wenn 620 Ausstellende toll klingt – vor zwei Jahren lag deren Zahl bei 1.200, und diesen Unterschied merkte man leider durchaus.

Zuletzt gab es noch das Ressourcen-Problem und die See-Container-Lieferschwierigkeiten. Das feststeckende Schiff im Panama Kanal war nur der Anfang. Durch die erhöhte Nachfrage nach Rohstoffen auf dem Weltmarkt – aufgrund der wieder anziehenden Wirtschaft – sind aktuell weltweit einige Ressourcen knapp geworden, da deren Produktion durch Covid teils komplett ausgesetzt wurde. Somit verzögern sich aktuell auch diverse angekündigte Neuheiten auf dem Spiele Markt auf unbestimmte Zeit. Entsprechend gab es so einige zur Messe geplanten Neuheiten nur als Prototypen oder gar nicht zu sehen.

Der Messebesuch

Auch Spiele mit App-Unterstützung erschienen weiter vereinzelt, wie z.B. ERUNE

Endlich, nach rund 2 Jahren, war er da: der erste Tag der Messe seit der Corona-Pandemie. Natürlich war man wieder viel zu früh vor Ort um noch einen einigermaßen guten Parkplatz zu bekommen. Dann ein kleines Frühstück und im Anschluss ging es schon in Richtung der Hallen. Vor dem Haupteingang wurde auf 3G kontrolliert, danach ging es in den Vorraum der Halle 8. Hier wurde die Eintrittskarte gescannt, und man konnte sich in Halle 7 sammeln. Aufgrund der Menschenmenge öffnete man wie immer etwas früher – um 09:45 Uhr gingen die Rolltore auf.

Auf dem ersten Blick war Halle 6 nur halb gefüllt, Tabletop als auch LARP und die Comic Action vermisste ich irgendwie schon –  vor allem die beiden letzten Themenpunkte waren nur noch ein Schatten ihrer Selbst.  Aber man konnte, wenn man schon öfter auf der Spiel war, alte Gesichter wiedersehen und auch ein paar neue entdecken. Trotzdem hatte ich das Gefühl das es doch teils sehr eng in einigen Passagen war. Wie das an dem besucherreichen Samstag sein muss wollte ich mir gar nicht vorstellen. Ein paar Stände mit Sammelkartenspielen, einige Künstler und Metstände machten aber schon Lust auf mehr.

Trotz laufendem Umzug war auch das Herner Spielezentrum wieder dabei.

Danach ab in Halle 5, wo Neuheiten, ausländische Verlage und Spielzubehör Hand in Hand gingen. Auch diese Halle war teilweise durch Stellwände begrenzt und war auch durch die Standaufbauten verwinkelt. Hier, als auch in Halle 5, hätte man durch etwas andere Aufteilung der Stände bei Nutzung der gesamten Halle mehr Raum und breitere Gänge schaffen können.

Halle 1-3 die üblichen Verdächtigen, teils so voll wie immer selbst wenn auch hier Teile der Hallen abgetrennt waren. Teils auch leerer als früher. Man kommt teilweise nicht an den großen wie Ravensburger, Pegasus, AEG oder Kosmos vorbei. Auch hier wurde es von Minute zu Minute voller. Abstand teilweise Fehlanzeige, lange Schlangen an den Ständen und volle Tische. Also alles so wie immer?! Angerempelt und auf die Füße getreten wurde mir natürlich auch. Aber der Wechsel von einer in die andere Halle funktionierte sehr gut, vor allem da die Galeria, wo sonst immer die Imbissstände aufgereiht waren, von ein paar Herstellern für ihre Großspiele benutzt wurde. Essen gab es jetzt draußen im Hof zwischen den Hallen, mit auch teils recht langen Warteschlangen.

Stefans Fazit

Nach mindestens 10 Jahren an einem Messestand in Essen wieder als Besucher auf der Messe zu sein ist etwas ganz anderes. Das Gefühl vor geschlossenen Rolltoren zu stehen, und nicht bereits eine Stunde vor beginn der Messe durch die Gänge schlendern zu können, ließ es mir warm und kalt den Rücken herunterlaufen. Die ersten Stunden noch sehr gehypt, war ich dann doch sehr ernüchtert da von meinem Gefühl her die Hallen 5 und 6 auf andere Weise hätten genutzt werden können um auch die Besucherströme zu entzerren. Natürlich sorgten auch die vielen Verlagsabsagen dafür dass nur 5 Hallen insgesamt benutzt wurden, die hätte man aber auch mehr entzerren können.

Bei den Neuheiten war dieses Jahr für mich nicht der wirkliche Bänger dabei, den ich definitiv sehen, testspielen oder kaufen musste. Es gab zwar auf der Messe trotz Corona und Co etliche neue Spiele zu bestaunen und zu entdecken, inklusive schöner Spielideen, toller Designs und sehr witzigen Partyspielen.

Werbung für kommende Kickstarter gab es auch, wie hier Lobotomy II Manhunt
Werbung für kommende Kickstarter gab es auch, wie hier Lobotomy II Manhunt

Da man nicht alles sehen, probieren und entdecken kann bietet sich die Webseite der SPIEL Digital an, wo man gezielt zumindest nach den angekündigten Neuheiten suchen und sie nach seinen Vorlieben sortieren kann. Zudem boten diverse Kanäle wie die Spiele-Offensive, Asmodee oder auch der Kanal von NerdStarTV und viele mehr einen Überblick über die Neuheiten und dort wurden auch verschiedenste Spiele angespielt. Des weiteren hatte man die Möglichkeit auf diversen Online-Plattformen etliche Spiele, auch mit erklärenden Helfenden, zu testen.

Obwohl es auch aus meiner Sicht einige negative Punkte gab, war die Messe dieses Jahr ein Erfolg. Zudem fehlten durch Covid auch die Kontakte zu den Firmen, Mitarbeitenden und den Orgas von Kleinveranstaltungen, und es war gut das es hier auf der Spiel wieder möglich war.

Nächstes Ziel für mich und Team Fresssack ist 2022 die Spielwarenmesse Nürnberg im Februar. Soweit mein Bericht – bleibt weiterhin verspielt und gesund!

Stefan Bassmann

Mikus Ergänzungen

Auch für mich war es die erste SPIEL seit Jahren mit einer Besucherkarte – ein merkwürdiges Gefühl. Ohne Die Hektik, die Arbeit an Stand mit mehreren Terminen mit sich bringt, fühlte ich mich etwas verloren. Auch mir fehlte das große Highlight – schade. Es wäre vielleicht das Archon-Brettspiel zu Masters of the Universe gewesen, aber da ich dort eh das Crowdfunding mitgemacht hatte – warum sollte ich mich noch inmitten des Messelärms zu dem Spiel überzeugen lassen?

Masters of the Universe – Fields of Eternia

Letztlich habe ich wieder zuviel Geld ausgegeben, aber „Essen ist nur einmal im Jahr“. Oder sogar einmal nach zwei Jahren in diesem Fall. Ich fand es teils aber auch erschreckend voll, zumal sich auch nicht jede einzelne Person penibel an die Regeln hielt. Zudem hatte ich das Gefühl, dass die Messe noch mehr zu einer Verkaufsmesse wurde im Verhältnis zu Spieltischen. Letztere waren schließlich neuen Abstandsregeln unterworfen, so dass es auf gleicher Fläche weniger gab – während die Verkaufstheken oft nicht kleiner ausfielen.

Es war aber dennoch schön, Freunde und Bekannte wieder zu sehen. Auch wenn so viele und vieles fehlte – hoffen wir, dass nächstes Jahr wieder ein „volle“ Messe stattfindet, mit 1.000+ Austellenden. Und auch wieder mehr Spielen in unserer Nische – da war es dieses Jahr leider ziemlich mau.

Spielefokus: Anime & Co

Während es die letzten Jahre vor Corona so einige kleine Nischenhighlights gab, die oft an extrem kleinen Ständen zu finden waren (und gerne noch in Kleinauflage), war es diesmal leider anders.

MOBA-Style mit Miniaturen: Skytear

Weitestegehend in unseren Fokus fallen Spiele wie das Resident Evil Kartenspiel, das bereits erwähnte Masters of the Universe-Spiel, ein Beat’em’Up-Spiel namens Martial Art oder das MOBA-Style-Miniaturenspiel Skytear. Schade, dass die Experten für Videospielumsetzungen, Steamforged Games, nicht vor Ort waren.

Zumindest aber zwei Verlage hielten die Flagge des Anime-Gaming hoch: Don’t Panic Games und Japanime Games, die auch zusammenarbeiten.

Bei Erstgenannten gab es einen Prototypen zu sehen: Für eine Brett-/Kartenspieladaption zu Fairy Tail. Außerdem gab es das neue Naruto Ninja Arena zu sehen und erwerben – in diesem würfellastigen Spiel aktiviert man Fähigkeiten per Würfel in Echtzeit, während alle gleichzeitig spielen. Klingt chaotisch, aber für ein schnelles und actionlastiges Spiel – passend zur Vorlage – vielleicht gar keine schlechte Idee. Es ist auch bereits eine Erweiterung mit weiteren Charakteren erhältlich.

Ein erster Blick auf Fairy Tail

Ebenfalls vor Ort gab es Cowbob Bebop Space Serenade, welches ursprünglich 2019 erschien – mittlerweile gibt es auch eine neue Auflage in Zusammenarbeit mit Japanime Games. Für Fans der Kultserie aber wohl noch spannender: Ein dünnes Heft für einen Kickstarter im nächsten Jahr – ein Pen&Paper-Rollenspiel zu Cowboy Bebop! Schön zu sehen dass Rollenspiel wieder mehr trendet und Verlage wie eben Don’t Panic Games in das Hobby einsteigen.

Der Partnerverlag Japanime Games ist dort ja bereits angekommen – mit derzeit einem Rollenspiel in Arbeit, und dem Anime-Pen&Paper BESM im aktuellenFundus (und erstmals auf der Messe zu erwerben und durchzublättern). Neben Cowboy Bebop Space Serenade und Naruto Ninja Arena wurde es dann jedoch leider dünn mit Neuheiten. Das jüngst an die Backer ausgelieferte Testament gab es noch nicht vor Ort, das bald erscheinende Kamigami Battles mit den Großen Alten rund um Cthulhu ebenfalls nicht.

Eine Hälfte der Karten für Heiki Strike Alternative

Wie schon geschrieben – viele Neuheiten verzögern sich leider.

Bei unserem Termin mit Verlagsinhaber Eric Price durften wir aber zumindest den Prototypen für das aktuell via Gamefound zu finanzierende Heiki Strike Alternative sehen. Hübsch sieht es auch, und es sind tatsächlich viele unterschiedliche Illustrationen. Nichts Neues gibt es leider bezüglich einer etwaigen EU-Lizenz zur Veröffentlichung der Sailor Moon-Brettspiele. Ein Verkauf hier ist entsprechend noch immer nicht möglich.

After-Talk

Am Mittwoch, dem 18.10.2021, werden wir ab 20 Uhr streamen und nochmal unsere Eindrücke Revue passieren lassen – schaut gerne vorbei und teilt uns eure Eindrücke mit. Ihr könnt den Stream verfolgen bei Michael als auch bei Stefan. Ab Freitag könnt ihr die VOD dann auch auf unserem Youtube-Kanal aufrufen.