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Review: Robotech Ace Pilot – taktisches Würfelspiel zum Kult-Anime

Der Science-Fiction-Klassiker Robotech genießt insbesondere in den USA Kult-Status, ist aber auch hierzulande nicht gerade unbekannt. Mit dem Würfelspiel Ace Pilot hat der Anime eine überaus kurzweilige Umsetzung erhalten.

Dieses Spiel wurde uns durch Japanime Games als Demospiel zur Verfügung gestellt. Es gehört zu unserem Fundus an Spielen, welche wir auf Events supporten.

Thematik

Wir kämpfen gegen Wellen von angreifenden Zentraedi-Schiffen, unseren xenoiden Feinden. Dass wir gewinnen ist dabei keine Frage – wohl aber, welcher Spielende am Ende der erfolgreichste Stratege sein wird: Das Spiel ist nicht kooperativ, wie man meinen könnte. Stattdessen rekrutieren wir jede Runde reihum Helden, die wir gegen die Zentraedi ankämpfen lassen und damit Siegpunkte sammeln – für uns selbst.

Spielmaterial

In der kleinen quadratischen Box (nur 16×16 cm) finden wir eine ordentliche Menge an Material. Als Einlage finden wir ein Plastik-Tray, welches wir auch im Spiel zur Bereitstellung der Stapel mit Zentraedi-Angreifern nutzen können. Von diesen Angreifern finden wir insgesamt 91 Stück vor, in unterschiedlicher Verteilung: Von kleinen Fighter- und Battelpods (35/25 Stück) bis hin zu 5 Flagships und einem Khyron. Hinzu kommen acht Upgrade-Marker in gleicher Größe und identischer Rückseite – diese werden später zu den Angreifern gemischt.

 

Der Inhalt – ohne Anleitung und Tray

Um diese Plättchen gut durchzumischen (insgesamt werden nur maximal 72 von 99 im Spiel sein) ist ein solider Stoffbeutel enthalten. Als Schadensmarker sind zehn kleine Plastikmarker aus rotem Plastik enthalten (wie jene grünen Energie-Marker bei King of Tokyo, bloß eben in grün).

Die insgesamt 8 verfügbaren Helden werden durch Karten in Standard-Pokergröße dargestellt. Enthalten sind:

  • Roy Fokker
  • Claudia Grant
  • Rick Hunter
  • Lisa Hayes
  • Ben Dixon
  • Max Sterling
  • Henry Gloval
  • Miriya Parina

Des Weiteren sind acht kleinformatige Karten für Upgrades enthalten und natürlich Würfel. Insgesamt sind fünf Stück enthalten, allesamt identisch mit spezifischen, eingravierten Symbolen. So lässt sich nur sagen, dass sämtliche Komponenten einen guten Eindruck machen und hochwertiger sind, als es nötig und bei vielen Spielen der Größenordnung üblich wäre.

Spielablauf

Aufbau

Aufgebaut – Helden und Upgrades links, Tray mit Plättchen in der Mitte, Marker und Würfel rechts, daneben die Anleitung

Zentraedi- und Upgrade-Plättchen werden gemischt und mit der (verdeckten) Rückseite nach oben auf 9 Stapel verteilt: Je 8 bei 3-/4-Spielern, 7 bei 2 Spielern. Die Stapel werden quadratisch angeordnet: je drei pro Reihe. Alternativ nutzt man einfach das Tray in der Box.

Spielwürfel, Schadensmarker und (gemischte) Upgradekarten werden griffbereit beiseitegelegt. Die acht Charaktere werden offen ausgelegt. Per Würfelwurf wird der Startspieler bestimmt und erhält den Startspielermarker.

Spielerzug

Zu Beginn jedes Spielerzugs decken wir auf allen Stapeln das oberste Plättchen auf. Ähnlich wie bei Kniffel werfen wir dann fünf Spielwürfel und dürfen beliebig viele behalten beziehungsweise neu werfen – insgesamt haben wir drei Würfe. Zwei der Würfelsymbole sind nur je einmal vorhanden, die anderen beiden jeweils zweimal. Nach der Würfelphase erwerben wir Charaktere mit den Würfelsymbolen, die wir haben. Die unterschiedlichen Charaktere kosten jeweils zwei oder drei spezifische Symbole – entsprechend kann man maximal zwei akquirieren.

Beispiele für Heldenkarten – auf der linken Seite unten sieht man, welche Symbole benötigt werden, daneben bildlich wie sie im Kampf funktionieren

Unsere frisch erworbenen Charaktere setzen wir danach gegen die Zentraedi ein. Jeder Charakter hat dabei eigene Angriffsmuster/-effekte. In welcher Reihenfolge wir unsere Charaktere einsetzen, dürfen wir dabei selbst wählen.

Die Effekte sind dabei sehr unterschiedlich. Während Henry Gloval auf einem beliebigen Feld außer Eckfeldern 4 Schaden verursacht, fügt Claudia Grant je 1 Schaden auf die 3 Plättchen einer geraden Reihe zu. Roy Fokker dagegen fügt je 2 Schaden auf vier Felder in quadratischer Anordnung zu – Max Sterling macht es dagegen wiederum ganz anders und fügt in der Mitte 2 und in den Eckfeldern 1 Schaden zu.

Die vier Würfelseiten

Die restlichen Charaktere sind nochmals spezieller: Rick Hunter und Miriya Parina erhöhen Schaden, der bereits in diesem Zug zugefügt wird,  Lisa Hayes zerstört pauschal bis zu drei Ziele, die aber bereits Schaden haben müssen, und Ben Dixon zerstört einfach bis zu drei  Fighter- und/oder Battlepods – die häufigsten Ziele.

Diese beiden benötigen generell nur einen Schadenspunkt, um zerstört zu werden. Die anderen, selteneren Ziele benötigen bis zu 5 Schaden. Zugewiesener Schaden bleibt dabei auf den Zielen liegen, was diese Ziele natürlich zu leichterer Beute macht – will also strategisch gut überlegt sein, ob man damit seinen Mitspielern helfen will beziehungsweise ob man es vermeiden kann, eben dies zu tun.

Plastik-Tray mit aufgedeckten Plättchen

Ebenso ist es natürlich ein extremer Vorteil, früh am Zug zu sein – denn die Charaktere gehen erst, nachdem jeder Spieler seinen Zug hatte, in den Vorrat zurück. So kann es mitunter sogar vorkommen, dass der letzte Spieler nur noch 2 Charaktere zur Wahl hat. Nach Ende der Runde geht der Startspielermarker nach links weiter, sofern niemand Henry Gloval genommen hat. Ist dies der Fall, wird jener Spieler neuer Startspieler.

Eine Besonderheit stellen die Upgrades dar. Diese haben zwei Trefferpunkte, gewähren aber keine Siegpunkte wie die Zentraedi. Stattdessen zieht man eine Karte vom Stapel der Upgrade-Karten. Darin enthalten sind vorwiegend Verbesserungen, die man in jedem eigenen Zug einmal nutzen darf – beispielsweise Würfelsymbole ändern, Plättchen entfernen und tauschen oder Schaden zufügen.

Beispiele für Upgrade-Karten

Da nie alle Plättchen im Spiel sind, kann man nie genau wissen ob und wie viele Upgrades und spezifische Gegner noch auftauchen werden. Zusammen mit dem zufälligen Aufbau muss man jede Runde neu überlegen und improvisieren. Auf der Gegenseite gibt es in der Regel kein Planen über den aktuellen Zug hinaus. Für ein kleines, schnelles Spiel ist das aber unser Sicht nach nicht negativ – für die Spielgeschwindigkeit ist es sogar förderlich.

Spielende

Sobald ein Stapel leer ist (beziehungsweise zwei bei vier Spielern) wird nur noch die aktuelle Runde zu Ende gespielt. Für ein längeres Spiel kann man sich auch auf mehr leere Stapel verständigen.

Hiernach zählen alle Spieler die Siegpunkte auf den von ihnen zerstörten Zentraedi – wer die meisten Siegpunkte hat ist Sieger.

Daten & Sonstiges

  • Verlag: Japanime Games und Harmony Gold sowie Strange Machine Games
  • Autor: Jeff Mechlinski
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Englisch
  • Spieleranzahl: 2 – 4
  • Alter: 8+
  • Spieldauer: 20 min
  • Preis: 24,95 USD

Die Anleitung gibt es online als PDF.

Fazit

Robotech Ace Pilot ist ein tolles kleines Spiel. Kein taktischer Brocken, kein langes Vorausplanen – nein, Ace Pilot ist schnell und simpel. Das setzt es aber überaus gut um: Es spielt sich flott, auch wenn man es das erste Mal spielt, es hat eine gewisse Tiefe und macht einfach Spaß. Perfekt als Absacker oder für eine schnelle Runde zwischendurch. Zudem findet sich unerwartet edles Material in der kleinen Box. Insgesamt eine Empfehlung, nicht nur für Fans des Franchises – auch Freunde schneller und guter Spiele können hiermit Spaß haben.

Titel-/Artikelbild: Japanime Games
Fotografien: Team Fresssack